Erfahrungsberichte · 3. März 2021
Erfahrungsberichte · 3. März 2021
eLAC StudentInnen und Ihre Geschichten! Dieses Mal im Interview: Wolfgang Wister – Beamter im Exekutivdienst und Masterstudent des Lehrgangs Marketingkommunikation in der Vertiefung Crossmediale Marketingkommunikation. Er erzählt uns, wie er Beruf, Privatleben und Freizeit unter einen Hut bekommt, sein erlerntes Wissen im Strafvollzug einsetzt und sich nebenbei auch noch um die Vernetzung der Studierenden kümmert.
Ich selbst bin ein sehr kommunikativer Mensch, beruflich aber als Quereinsteiger in die Branche gekommen. Ich habe Einzelhandelskaufmann gelernt, weil mit fünfzehn Jahren mein vorrangiges Ziel war, so wie meine Freunde, einfach einmal Geld zu verdienen. Danach war ich beim Bundesheer und habe in den folgenden Jahren an Auslandseinsätzen in Syrien, Israel, Bosnien und im Libanon teilgenommen. Heute bin ich Beamter im Exekutivdienst, ich arbeite in der Justizanstalt Graz-Karlau und habe unlängst die Ausbildung zum dienstführenden Beamten (E2a) abgeschlossen. Derzeit befinde ich mich in Ausbildung zum leitenden Beamten (E1) im Exekutivdienst.
Ein Studium wollte ich immer schon machen, zuerst musste ich aber meine Matura (Anm.: Abitur) in einem zweiten Bildungsweg absolvieren. 2018 wurde ich auf das AIM und die Möglichkeit, online zu studieren, aufmerksam. Ich habe mich über den Weg zum Master of Business Administration (MBA) in Projekt- und Prozessmanagement erkundigt und dann einfach gestartet.
(lacht) Ja, so bin ich. Ich habe damals auch tatsächlich in der Mindeststudienzeit meinen Master mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen, aber genug hatte ich danach noch immer nicht. Mich hat der Ehrgeiz gepackt und ich habe mich für den Master in der Vertiefung crossmediale Marketingkommunikation angemeldet. Ich bin quasi ein „Wiederholungstäter“ und durch und durch begeistert von dem Studium!
Ich versuche immer, meinen Beruf mit meinen Studien in Einklang zu bringen. Der österreichische Strafvollzug, mit seinem inzwischen großen interkulturellen Hintergrund hat sehr viel Potenzial, in der Produktion von Waren und Dienstleistungen und will diese auch an den Bürger bringen.
Wenn Bürgerinnen und Bürger an Gefängnisse denken, dann sind die Bilder meist negativ geprägt. Erst letzte Woche war die Justizanstalt Graz-Karlau in der Zeitung, weil Insassen versuchten auszubrechen, sie wurden aber noch am Anstaltsgelände festgenommen, d.h. für die Öffentlichkeit bestand zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr. Den vielen, überaus positiven Beispielen für gelungene Resozialisierung wird hingegen viel zu wenig Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit geschenkt. Und das möchte ich gerne ändern. Was passiert in einer Justizanstalt? Wie verbringt ein Insasse seine Zeit in Haft? Und welche Möglichkeiten hat er/sie zur Aus- und Weiterbildung und danach am Arbeitsmarkt?
Wir bieten Insassen und Insassinnen die Möglichkeit, auch „hinter Gittern“ einer Beschäftigung nachzugehen, ja sogar eine Lehre, einen Schulabschluss oder ein Studium zu absolvieren. Außerdem suchen wir immer wieder Kooperationen mit Unternehmen, die Freigänger beschäftigen. Mir ist die Transparenz besonders wichtig und die Justiz leistet hier sehr gute Arbeit.
Ja, Produkte die von Insassen hergestellt werden, werden unter anderem in einem eigenen Onlineshop mit dem Namen „Jailshop“. Ziel meines Studiums der Crossmedialen Marketingkommunikation könnte es sein, die Produkte noch besser zu vermarkten und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Auch der soziale Hintergrund von dem Verkauf der Produkte sollte kommuniziert werden, denn mit dem Erlös dieser Produkte wird die Reintegration von StraftäterInnen in ganz Österreich unterstützt. Der Onlineshop ist eine Initiative des Bundesministeriums für Justiz (BMJ).
Eindeutig der Flexibilität von e-Learning wegen. Ich habe keine Präsenzveranstaltungen, muss nicht zu einer bestimmen Zeit irgendwo sein oder Prüfungen ablegen. Jeder normale Student hat jetzt während der Coronakrise die Auswirkungen auf das Studium gespürt – ich selbst habe in Bezug auf mein Studium allerdings nichts davon mitbekommen. Ich kann immer und überall studieren. Und das ist ein immenser Vorteil, den ich sehr schätze!
Ich bin ein klassischer Papier-Lerner und kann am Bildschirm nicht so gut lernen, deshalb nutze ich die Funktion, mir die Skripten kapitelweise auszudrucken. Zuerst lese ich mir die Theorien am Papier durch und sobald im Skript ein Video auftaucht, schau ich mir das an. Dann lerne ich wieder am Papier weiter.
(lacht) Am Wochenende schon. Da lerne ich zu Hause in meinem Arbeitszimmer. Unter der Woche hingegen pendle ich mit dem Zug und kann diese Zeit effizient nutzen. Selbst zwischendurch kann ich am Handy den online Campus öffnen und mir Videos ansehen oder Skripten wiederholend durchlesen. Das ist einer der großen Vorteile dieses Studiums!
Jedes bestandene CheckUp ist für mich ein Highlight, ein Meilenstein. Ich kann mich sehr darüber freuen und sie helfen mir, den Fokus richtig zu legen und mein erworbenes Wissen zu überprüfen. Selbst wenn ich beim ersten Versuch nicht alle Fragen richtig beantworten kann, dann habe ich die Möglichkeit, mir die Inhalte erneut durchzusehen und danach nochmal zu probieren. Das nimmt den Druck aus der Sache und hilft uns Studierenden wirklich.
Ein weiteres Highlight sind definitiv die Videos der Dozentinnen und Dozenten. Die Einstellung, die Texte und Inhalte sind top organisiert und umgesetzt. Besonders Frau Prof. Ettl-Hubers Videos zum Thema Storytelling, sind so plastisch und lebendig, dass ich tatsächlich das Gefühl hatte, dass sie mich persönlich anspricht. Ich bin wirklich begeistert!
Definitiv die Anmeldung! Also nicht die Technik dahinter, sondern die Entscheidung: Soll ich, oder soll ich nicht?
Ich habe es bereits zweimal getan und kann jedem empfehlen: Mach es einfach! Denn das Beste, was einem passieren kann, ist ein Studium zu absolvieren. Was kann dir denn passieren? Uns steht ein ganzes Support-Team zur Verfügung: Es gibt die Studierendenberatung und -betreuung und die Dozentinnen und Dozenten, die bei Fragen zur Seite stehen. Es gibt Ansprechpartner für Technik und Administration u.v.m. Ich bin nie alleine, kann immer mit Unterstützung rechnen.
Außerdem weiß ich von Anfang an, was und in welchem Umfang auf mich zukommt und wie geprüft wird, was ich bis wann abschließen möchte. Ich habe eine klare Zielsetzung und bin motiviert. Also mache ich es!
Weil ich nebenbei noch eine andere Ausbildung mache, werde ich vermutlich zwei Jahre brauchen, aber das ist eine absehbare Zeit.
Hier würde ich auch gerne jedem/r empfehlen, der/die ein Studium anfängt, vorher mit der Familie Rücksprache zu halten. Mit der entsprechenden Unterstützung für die nächsten ein bis zwei Jahre, fällt das Studium auch leichter.
Ich bin intrinsisch motiviert. Ich studiere nicht für ein höheres Karriereziel oder weil ich mehr Geld verdienen möchte, sondern weil mich das Thema interessiert. Und wenn ich etwas Spannend finde, dann muss ich mich nicht überwinden. Vor meinem Studienbeginn wusste ich kaum etwas über PR, fand die Thematik aber immer schon faszinierend und umso begeisterter habe ich mich auf die Skripten gestürzt. Oder ich wusste bis vor einem Monat nicht, was Storytelling ist, obwohl man in der Praxis ständig damit konfrontiert wird. Mit dem neu erworbenen Hintergrundwissen nehme ich Geschichten und Beiträge im Radio und Fernsehen ganz anders wahr. Kommunikation ist überall. Und wenn jemand Kommunikation studiert, sollte man auch Freude an der Kommunikation vorweisen können.
Richtig! Das, und auch die Möglichkeit, sich gegenseitig helfen zu können. Für mich spielt die Gruppendynamik und Vernetzung eine wesentliche Rolle. Ich selbst bin auf Facebook nicht präsent, finde aber, dass das der Name des Studiums Programm sein sollte, also auch Kommunikation unter den Studierenden ein Thema sein sollte.
Vor einer Weile habe ich mit einer Kommilitonin gesprochen und wir haben zu uns gesagt: „Gehen wir das an!“ Wir haben Leben in die Facebook Gruppe gebracht und eine WhatsApp Gruppe ins Leben gerufen, um sich gegenseitig zu motivieren, sich zu helfen und die Vorteile eines online Studiums, mit denen eines Präsenzstudiums zu verbinden.
Mittlerweile treffen wir uns sogar in der Kleingruppe in virtuellen Räumen, um uns auszutauschen. Eine Art Netzwerktreffen von Teilnehmer*innen aus fünf verschiedenen, europäischen Staaten – wie großartig ist das denn?
Vorrangige Zielsetzung ist, sich gegenseitig zu helfen und sich zu vernetzen. Ich selbst helfe gerne, nehme aber auch gerne Hilfe an. Unlängst wurde eine Frage zu einer Modularbeit gestellt.
Wenn ich ein Motivationstief habe und andere Studierende nach ihrer Erfahrung fragen kann, hilft mir das sehr viel. Ich fühle mich dann nicht so alleine und lerne, wie andere dieses oder jenes Problem gelöst haben oder ein Thema angegangen sind.
Einfach anfangen und dranbleiben!
Viel mit anderen kommunizieren, gleich durchstarten und immer mit der Praxis verbinden!
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